Endlich den Schulabschluss in der Tasche – auf in die große, weite Welt! Für viele Abiturient:innen steht fest, dass sie studieren möchten. Doch ist diese Entscheidung erst einmal getroffen, folgen viele weitere, über die man sich Gedanken machen muss, allen voran natürlich, welches Fach es sein soll. Und dann natürlich: An welcher Universität studiere ich? In welcher Stadt? Soll es eine kleine Hochschule in einem gemütlichen Städtchen oder doch der volle Großstadttrubel sein? Zwei Erfahrungsberichte.
Florentina, 26, studierte Journalistik im bayerischen Eichstätt. Die Stadt hat gerade einmal 14 000 Einwohner, ist schnuckelig und entspannt. Mit gerade einmal rund 5000 Studenten ist die Universität recht klein, die Anzahl der Studiengänge ist im Vergleich zu anderen Universität kompakt.
Ankunft und Wohnungssuche
„Als ich das erste Mal im (sehr überschaubaren) Stadtkern von Eichstätt stand, dachte ich erst einmal: Okay, das ist es also, ganz schön klein. So ruhig hatte ich mir meine Studentenzeit eigentlich nicht vorgestellt, ich wollte neue Leute kennenlernen, raus von Zuhause, Abenteuer erleben! Was ich zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste: Das konnte ich definitiv auch in einer Kleinstadt wieder dieser. Trotz der vermeintlichen Enttäuschung im ersten Augenblick, fühlte ich mich sehr wohl und sicher. Hier grüßte man sich auf der Straße und ich spürte gleich eine Herzlichkeit und einen Zusammenhalt, wie es sie in einer Großstadt in dieser Form nicht gibt. Eine Wohnung zu finden, war recht einfach – durch die Universität gab es viele WGs, in denen laufend Zimmer freiwurden, auch kleine Appartements und Studentenwohnheime standen ausreichend zur Verfügung. Durch die relative kleine Studentenzahl musste man sich nicht um die Wohnungen streiten. Alles in allem war mein Studienstart sehr entspannt und smooth.“
Die neue Ausbildungsstätte
„Die Uni fand ich vom ersten Augenblick an toll. Das Gebäude kam mir modern vor, war groß genug, um den typischen Studien-Flair zu besitzen und klein genug, um sich schnell darin zurechtzufinden. Wie es an vielen anderen Universitätsorten auch ist, gab es in der ganzen Stadt Gebäude, die zur Hochschule gehören und in denen man vereinzelte Kurse haben konnte. Man erreichte die aber schnell und unkompliziert zu Fuß und musste sich keine Sorgen machen, zu spät zu kommen. Die Lage direkt an dem Flüsschen, das sich durch die Stadt schlängelte, war super schön, auf der großflächigen Wiese direkt am Wasser konnte man zwischen den Vorlesungen chillen und die Natur genießen. Obwohl die Uni nicht so groß war, gab es alles, was man brauchte: Cafeteria, Mensa, Aufenthaltsräume, mehrere Bibliotheken und Lernräume.“
Studienalltag und Betreuung
„Dass es vergleichsweise wenige Studenten gibt, fand ich sehr schnell sehr angenehm. In meinem Studiengang waren wir nur rund 50 Leute, das hatte mehr Klassencharakter als den Flair eines überfüllten 600-Sitze-Saals. Größere Vorlesungen gab es zwar auch – vor allem studienfachübergreifend – aber wenige, und Plätze gab es für alle anwesenden Studenten und Studentinnen immer mehr als genug. Unsere Dozenten kannten uns häufig beim Namen und unterstützten uns immer gerne. Hatten wir Fragen oder ein Problem, konnte man sie jederzeit ansprechen. Dementsprechend war auch die Betreuung bei Hausarbeiten oder der Bachelorarbeit eng und herzlich. Eigentlich waren die Dozenten wie Lehrer – nur meistens viel cooler. Denn viele waren jung und auch gerne mal für ein gemeinsames Bier in den Studentenbars zu haben. Das Verhältnis war oft locker, aber dennoch respektvoll. Was ich auch sehr positiv in Erinnerung habe: Die Uni hatte auch viele Veranstaltungen im Angebot, die man neben seinen Pflichtveranstaltungen wahrnehmen konnte. Man konnte zum Beispiel viele verschiedene Sprachen lernen, in Chören und anderen Musikensembles mitmachen oder einen der vielen Sportkurse belegen.“
Freizeit und Nachtleben
„Meine Sorge, ich würde in der kleinen Stadt keine Ausgehmöglichkeiten oder viele Freunde finden, konnte ich zum Glück sehr schnell revidieren. Vielleicht machte es die Überschaubarkeit sogar einfacher, sich gut einzuleben und einen Freundeskreis aufzubauen. Denn man lernte sich in den kleinen Kursen und vielen Gruppenarbeiten super schnell kennen. In den relativ wenigen, aber immer gut gefüllten Bars und Restaurants traf man immer jemanden, den man kannte – es war quasi unmöglich, sich allein zu fühlen. Und ganz ehrlich: Wo es Studenten gibt, da ist immer was los! Während des Semestern gab es ständig irgendwo Studentenpartys, Poetry Slams oder Feste. Mir wurde in meiner gesamten Studienzeit niemals langweilig.“
Regina und Sabrina, beide 26, haben Tiermedizin an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München studiert. Mit 1,5 Millionen Einwohner ist München eine der größten Städte Deutschlands und die Universität ist eine riesige Einrichtung: ganze 50.000 Studenten absolvieren dort ihr Studium.
Ankunft und Wohnungssuche
„Wir sind beide relativ spontan nach München gezogen, weil wir nicht von Anfang an einen Studienplatz bekommen haben, sondern erst eine Woche nach Semesterbeginn nachgerückt sind. Die Wohnungssuche in München ist aber absolut verrückt. Es herrscht ein riesiger Andrang auf viel zu wenige Zimmer und Wohnungen. Normalerweise muss man sich Monate lang durch WG-Castings und Wohnungsbesichtigungen quälen. Schaut man sich ein Zimmer an, ist man einer von Hunderten Interessierten. Wir beide hatten riesiges Glück und haben ziemlich schnell eine Unterkunft gefunden. Dadurch, dass wir gleich ins Studium gestartet sind und in unserem Fach extrem viel lernen mussten, haben wir leider recht wenig von der Stadt an sich mitbekommen. Aber natürlich war es eine Umstellung, in die Großstadt zu ziehen – man braucht viel länger von A nach B, alles ist weiter und größer.“
Die neue Ausbildungsstätten
„Die LMU ist riesig, aber es war trotzdem nicht so schwer, sich dort am Anfang zurecht zu finden. Es gibt extrem gut organisierte O-Phasen, das sind die ersten Wochen, in denen sich die neuen Studenten bei verschiedenen Veranstaltungen kennenlernen und vernetzen können. Wenn man startet, beschränken sich die Vorlesungen auch auf wenige Orte, sodass man nicht komplett ahnungslos umherhetzt. Nach und nach lernt man dann mehr von der Uni kennen – leider auch Teile, die weit entfernt liegen. Für einzelne Vorlesungen muss man dann schon mal in die U-Bahn steigen und in einen komplett anderen Teil der Stadt fahren. Man kann Glück haben und Kurse in einem modernen, gut ausgestatteten Teil der Uni haben. Bei uns war das leider nicht der Fall: Unsere Fakultät war in einem alten Gebäude, das erst in den nächsten Jahren modernisiert werden soll.“
Studienalltag und Betreuung
„Man muss leider sehr schnell feststellen: Eine Betreuung wie man sie aus der Schule kennt, gibt es an einer so großen Universität überhaupt nicht. Man ist tatsächlich eine Nummer, die Dozenten kennen einen nicht und helfen einen auch nicht wirklich weiter. Das ist auch schwierig bei 400 Student:innen, die gleichzeitig anfangen. Man muss sich selbst darum kümmern, alle Unterlagen beisammen zu haben und den Stoff zu verstehen. Viele Kommilitonen unterstützen sich dann untereinander. Das kommt aber auch auf den Studiengang an, an anderen Fakultäten kann die Betreuung wieder anders aussehen. Obwohl so viele Menschen auf einem Haufen zusammen sind, ist es gar nicht so leicht, einen großen Freundeskreis aufzubauen. Meist lernt man einige wenige neue Leute kennen, die dann zu Bezugspersonen werden. Alles geht schnell, überall sind super viele Leute, die Atmosphäre ist eher anonym als vertraut.“
Freizeit und Nachtleben
„Da punktet die Großstadt definitiv: Es gibt ein riesiges Angebot an Restaurants, Bars, Clubs, Theater, Grünflächen und so weiter. Überall ist etwas geboten, es gibt andauernd Studentenpartys, Konzerte und andere Veranstaltungen von der Stadt. Die Stadt ist wirklich schön, es wird einem nie langweilig, wenn man das nicht will. Auch an der Uni gibt es ein riesiges Freizeitangebot, zum Beispiel was Sport angeht – man konnte im Studentensportbereich einfach alles ausprobieren, was einem da so einfällt. Was auch wirklich cool war: In verschiedenen Parks hat die Stadt kostenlose Sportkurse angeboten. Was für uns leider ein Nachteil war: Unser Studium war intensiv, wir mussten extrem viel lernen und hatten dadurch wenig Zeit, die ganzen Angebote wahrzunehmen. Und: München ist sehr teuer – als Student:innen kommt man da natürlich auch schnell an seine Grenzen.“
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