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Selbständig? Fertig? Los!

Victor

Aktualisiert: 19. März 2023

Victor, 26 Jahre alt, Selbstständig

Ein Jahr nach Ende meiner Ausbildung habe ich auf die Frage eines Kollegen, ob ich Lust hätte, mit ihm für seinen ehemaligen Arbeitgeber nebenbei selbstständig zu arbeiten, nach kurzer Überlegung und Schulterzucken mit „Ja“ geantwortet. Vollkommen ahnungslos, was das bedeutet, aber irgendwie auch ein bisschen in Goldgräberstimmung habe ich sehr viel Zeit auf Google verbracht. Mit “Gewerbe anmelden”, “Unternehmensformen”, “Steuer”, “Pflichten Selbstständiger” habe ich versucht, mir einen Überblick darüber zu verschaffen, was mich erwartet.

Alles Sachen, die ich in der Ausbildung gelernt, aber genauso schnell wieder vergessen hatte. Wer rechnet denn schon in der Ausbildung damit, sich irgendwann selbstständig zu machen?

Nach längerer Überlegung und Rücksprache mit einem befreundeten Steuerberater haben wir uns dann dazu entschieden, zusammen eine GbR zu gründen. Also los zum Gewerbeamt in Freising, 30€ gezahlt und schon ist man selbstständig.

Stellenweise waren wir ziemlich überfordert von dem, was von uns erwartet wurde und wir erlebten den ersten Moment, in dem wir damit konfrontiert wurden, was selbstständig bedeutet. Die Steuernummer muss beantragt werden, der 8-Seitige Fragebogen des Finanzamts muss beantwortet und die Buchhaltung angefangen werden. Mit der zweiten Rechnung, die wir an unsere Kunden stellten, kam dann aber schon eine leichte Routine in die Selbstständigkeit.

Nach vier Jahren entschieden wir uns dann zusammen eine GmbH zu gründen und die Geschäftsbeziehungen, die wir hatten in die neue Firma übergehen zu lassen. Mit der GmbH Gründung ging das Ganze dann wieder von vorne los. Man fragt rum, sucht im Internet und verschafft sich wieder einen Überblick darüber was von einem als Geschäftsführer erwartet und gefordert wird. Besonders ist mir hier die Unterzeichnung des Gesellschaftervertrags beim Notar in Erinnerung geblieben. Ich saß im heißen Sommer nach kurzem Warten im Büro des Notars und war gerade dabei den Gesellschaftervertrag zu unterschreiben als er meinte: "Herr Tietze, Sie wissen aber schon, dass Sie als Geschäftsführer auch Pflichten haben? Bestellen Sie sich ein Buch und informieren Sie sich da mal.“ Offensichtlich hatte ich nicht gewirkt als wüsste ich was ich da mache. Eine Situation welche mir, vermutlich aufgrund meines Alters, noch öfters begegnete.

Inzwischen gehört selbstständig sein zu meinem Alltag. Ich erfahre immer wieder, dass der Schritt, den ich gegangen bin, auch mit einer hohen Anerkennung einhergeht, die ich aber nur schwer nachvollziehen kann. Selbstständig zu sein ist ein Schritt, den fast jeder gehen kann und schafft mehr Selbstbestimmtheit, im gleichen Maße aber auch mehr Verantwortung. Dadurch kann man seine Arbeit besser der eigenen Vorstellung von Leben angleichen, hat jedoch auch Grenzen, die ein Angestellter nicht hätte. Mehrwöchige Urlaube beispielsweise.

Zusammenfassend kann man sagen, sich selbstständig zu machen ist kein so großer Schritt wie es immer den Anschein hat. Vor allem dann nicht, wenn man es Schritt für Schritt macht. Mit einer kleinen Unternehmensform anfangen und dann, sofern man es will, wachsen. So versuche ich alle in meinem Umkreis dazu zu ermutigen, die Selbstständigkeit wenigstens einmal auszuprobieren. Auch einfach, um ein besseres Verständnis für Unternehmen zu bekommen.



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